Vom 18. Oktober bis zum 8. November 2015 findet die Ausstellung „Vorstellung. Junge Schweizer Architekten“ in Gelsenkirchen statt. Sie wird vom M:AI Museum für Architektur- und Ingenieurkunst ausgerichtet. Das Museum bespielt jeweils unterschiedliche Orte, für diese Ausstellung den Stadtbauraum in Gelsenkirchen.
Gemeinsam mit Pascal Flammer, Vecsey Schmidt, LVPH und Bureau A werden wir den grossen Raum mit einer Installation bespielen, die man als eine grosse, gemeinschaftliche Folly betrachten kann.
Follies sind architektonische Objekte, die nicht primär einem bestimmten Zweck dienen. Vielmehr sollen sie eine Idee veranschaulichen, den Betrachter erfreuen, und zum Nachdenken anregen. Die ersten Follies waren Grotten, künstliche Ruinen oder kleine Burgen und tauchten im 17. und 18. Jahrhundert in englischen Landschaftsgärten auf. Seit dem 19. Jahrhundert finden sich Follies vornehmlich auf Privatgrundstücken; in den 1970er und 1980er Jahren nahmen zudem Architekten wie der aus Lausanne stammende Bernhard Tschumi die Idee der Folly auf, um neue architektonische Ideen zu erkunden.
In der Gemeinschaftsarbeit fällt uns der Teil mit der Förderkonstruktion für die Kugel zu. Entsprechend dem Ausstellungsort, dem ehemaligen Schacht 8 der Zeche Consolidation, nimmt unsere „Zechen-Folly“ direkte Bezüge zu den typischen Konstruktionen von Fördertürmen im Ruhrgebiet, aber auch zu den Braunkohlebaggern im Rheinischen Braunkohlerevier auf. Anders als diese Konstruktionen ist die Folly aber leicht und reversibel. Ihre Bauweise erlaubt es, sie in anderer Form an einem anderen Ort wieder zu errichten. In der Tradition vieler Follies stellt die Konstruktion zudem ein Experiment dar, bei dem auch der eigentliche Erstellungsprozess eine wichtige Rolle spielte: Während dem Bau passten wir das Konzept mehrere Male an neue Erkenntnisse an.
Die Konstruktion der Folly ist als Hebelstabwerk konzipiert. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass es aus gleichartigen, einfach aneinandergefügten Elementen konstruiert ist, die sich gegenseitig belasten. Die insgesamt 190 Stäbe sind jeweils 200 cm lang, 6 cm im Durchmesser und bestehen aus Karton. Die Elemente sind mit Sisalkordeln verknotet und stellenweise mit Stahlrohren verstärkt. Der Fördermechanismus für die Kugel wiederum besteht aus einer einfachen Mofakette, die mit einem Getriebemotor angetrieben wird.
Der Aufbau der Konstruktion fand gemeinsam mit einer Gruppe von Studentinnen und Studenten von Prof. Rüdiger Karzel (Technische Hochschule Köln) statt. Sie lernten in einem Workshop die Funktionsweise von Hebelstabwerken kennen und werden sich in den nächsten Wochen mit Entwürfen zur Nachnutzung unserer Folly beschäftigen. Das Ausstellungsprojekt steht damit auch exemplarisch für unsere Betriebsphilosophie, in der Zusammenarbeit und Lehre eine zentrale Rolle spielen. Architektur entsteht nie im luftleeren Raum. Ganz im Gegenteil: Oft entstehen die interessantesten Lösungen aus Dialog, Kooperation und gemeinsamen Lernen.