Das Areal Leutschenbach-Mitte liegt im sich stark entwickelnden Zürcher Norden und wird für dessen Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Wir begriffen Lage, Programm und Bauherrschaft als einzigartige Chance für das Gebiet, um monofunktionale, grossmasstäbliche Fehlentwicklungen zu korrigieren und eine robuste, wandlungsfähige Stadtstruktur zu erzeugen. Als Ausgangspunkt dazu diente uns die Betrachtung älterer, wandlungsfähiger Zürcher Quartiere wie dem Niederdorf oder Aussersihl. Diese erfreuen sich über mehrere Nutzungszyklen hinaus auf Grund ihrer kleinteiligen Parzellierung, ihren adaptierbaren Erdgeschossen, ihrer starken Adressbildung sowie ihrer gut durchwegten aussenräumlichen Konfigurationen grosser Beliebtheit.
Es ist in diesen Fällen ausserdem gut ablesbar, dass solche positiven Eigenschaften in den wenigsten Fällen durch die Anstrengung eines einzigen Architekturbüros bzw. Baumeisters erzeugt werden konnten. Stadtwerdung ist ein komplexer Prozess, der durch Reibung, Diskussion, Kooperation und Konkurrenz bereichert wird. Aus dieser Erkenntnis heraus und angesichts der Grösse von Areal und Geschossflächen initiierten wir, die Wettbewerbsaufgabe mit vier Architekturbüros zu bearbeiten und übernahmen die Koordination des städtebaulichen Ansatzes. Den Wettbewerbsbeitrag sahen wir dabei nur als Anfang eines Prozesses hin zur neuen Mitte Leutschenbach, und als Anfangspunkt eines kontinuierlichen Wandels für und mit den Bewohnern.
Das Resultat der städtebaulichen Überlegungen ist eine Gruppe von zehn typologisch verwandten Baukörpern, die sich in ihrer Körnung und Ausrichtung an den bestehenden Bauten des Gewerbegebiets orientieren. Um diese Bauten herum werden acht Aussenraumtypen definiert, die von ihrer Programmierung her Bezug auf den Kontext nehmen. Jedes Haus orientiert sich so immer auf zwei oder drei unterschiedliche Situationen. Die Aussenraumtypen definieren neben Bepflanzung und Belag auch Elemente wie Rampen, Veranden, Vordächer und Vorbauten. Dies regt die Typologie und Architektur der Gebäude an und macht sie spezifisch.
Im Erdgeschoss werden die Baukörper je nach Lage mit unterschiedlichen Nutzungen bespielt, wobei der Fokus auf Familien liegt. Programm und Aussenraum unterstützen sich gegenseitig in der Erzeugung verschiedener Atmosphären von Öffentlichkeit, Quartiersleben, Hausgemeinschaft und Privatheit. Raumgrössen und -formate lassen Informalität, Aneignung und die flexible Anpassung auf sich verändernde Umstände zu. Für die Erdgeschosse wurde ausserdem ein Nutzungsmanagement vorgeschlagen, das zum einen wichtige Bewirtschaftungs- und Serviceaufgaben direkt vor Ort wahrnehmen, zum anderen auch die Aktivierung, die Entwicklung und das Management der Erdgeschossflächen übernehmen sollte, unter anderem mit einem Quartierladen und temporären stores der Einrichtungsbranche.