Camenzind #7

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Erscheinungsdatum
1/2010
Herausgeber
Jeanette Beck, Benedikt Boucsein, Axel Humpert, Tim Seidel
Autor(en)
Philipp Zaugg, Christian Salewski, Werner Buob, Tim Kammasch, Laurent Stalder, Jeanette Beck, Benedikt Boucsein
Seiten
64
Format
21 x 14,5 cm
Druck
bunt und s/w, geheftet

Wieder einmal scheint sich in brisanter Form die Schicksalsfrage zu stellen, ob die Menschheit vom eigenen Erfolg und ihrer egozentrischen Gier aufgefressen wird, oder ob sie irgendwie noch die Kurve kriegt. Und wie immer ist die gebaute Umwelt das Spiegelbild unserer Gesellschaft und ihres Zustands. Im letzten Jahrhundert ist sie zur Spielwiese von Ästheten und Unästheten geworden, den ungefesselten Kräften des Marktes und der Bauindustrie ausgesetzt gewesen. Unsere Städte entwickeln sich in Richtung maximale Entropie, dazu neigen wir offensichtlich.

Paul Feyerabends «anything goes» könnte als einer der Leitsätze von Camenzind aufgeführt werden: Fortschritt erzielen, indem konventionelle Methoden umgangen werden. Deshalb betiteln wir unseren Aufruf für Kommentare, Gegenstimmen und Analysen in der Jubiläumsausgabe Camnezind Nr. 7 mit «anything goes nicht mehr!»: Was hat die Geisteshaltung des anything goes in unserer gebauten Umgebung angerichtet? Kann es ruhig so weitergehen, oder sollte man der gestalterischen Kakophonie einen Riegel vorschieben? (…)

Das Architektenbild und -selbstverständnis der vergangenen Jahrzehnte (S.5), antiurbaner Städtebau (S.42) und falsch verstandene Spezialisierung (S.28) werden, wie wir finden, zu Recht kritisiert. Wie gerne würden wir sie noch heute – und dazu müssten wir uns noch nicht einmal schwarz anziehen – zu Grabe tragen. Unsere Welt voller «weisser Elefanten» braucht neues Denken, das gewohnte Muster durchbricht (S.50). Und vielleicht müssen wir Architekten, oder zumindest die Theoretiker, dafür auch nicht nur darüber nachdenken was passiert ist, sondern auch darüber, wie sich die Sprache dazu inzwischen entwickelt hat, immer weiter entwickeln wird und wie wir uns darüber verständigen (S.18). Und nicht zuletzt: Bitte nicht vergessen, auch mal zu lachen (S.4,13,27,54-55,58-63), ja, das gilt auch für die Herren Semper, Venturi und Rilke!

Die Redaktion