Camenzind #3

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Erscheinungsdatum
12/2005
Herausgeber
Benedikt Boucsein, Axel Humpert, Tim Seidel
Autor(en)
Sophie Hochhäusl, Jeanette Beck, Karen Lee Brachah, Yehuda Greenfield, Benedikt Boucsein, Florian Schrott, David Ganzoni, Christobai Ortin, Patrick Maisano, Marion Hofstetter, Matthias Uhr
Seiten
32
Format
27,5 x 20,5 cm
Druck
bunt, geheftet

Zugegeben, der Titel ist vom „Tuning-Magazin“ gestohlen – als Wiedergutmachung das Poster zum Herausnehmen – aber nicht nur das Leben der Tuning-Gemeinde wird vom Leistungsdenken beherrscht. Leistung spielt in immer mehr Branchen eine überproportional große Rolle – doch es wird kaum darüber gesprochen, ob dies gut oder schlecht, effizient oder unnötig ist.
Die meisten haben das Gefühl, dass der „Leistungsdruck“ mit zugenommen hat, dass harte Zeiten kommen, in denen vom Einzelnen mehr denn je verlangt wird. Und an das Ende der pathetischen „Du bist Deutschland“ Motivations Fernsehspots wird die persönliche Leistung gar als Voraussetzung für die Gesundung des kranken Patienten Deutschland gestellt. Camenzind hat sich zum Leistungsbegriff unter Architekten umgehört – wenn sich der momentane Zustand der Gesellschaft im Gebauten widerspiegelt, dann muss dies doch sicher auch in der Produktion der Fall sein – und verschiedene Ansätze entdeckt. Zwischen der zwanglosen Ausbeutung auf freiwilliger Basis und der bedingungslosen Hingabe an den Leistungsbegriff, zwischen der entschlossenen Abwehr des sozialen Drucks und dem entspannten Ruhen beim Work in Progress liegen Welten – und das innerhalb einer Branche. Leistung ist allgegenwärtig – dies jedenfalls scheint festzustehen. (…)
Wenn man bedenkt, dass die meisten Professoren potentielle spätere Arbeitgeber sind, bekommt man fast den Eindruck, dass hier gezielte Konditionierung stattfindet. Das Thema ist komplex, und bleibt unüberschaubar. Für eine objektive Bewertung des heutigen Leistungsbegriffes ist es sicher noch zu früh. Es können nur Tendenzen aufgezeigt werden. Und dazu aufgefordert werden, die an uns herangetragenen Leistungsideale nicht vorbehaltlos zu übernehmen, sondern sie zu überprüfen, aktiv zu modifizieren und gegebenenfalls zu verwerfen.

Die Redaktion